Von Adlensia Sebayang
Der Frühling ist wieder da! Die Blumen bringen unser Herz zum Blühen, die Vögel singen glücklicherweise für uns, und die Sonne kommt oft um uns zu begrüßen. Ich muss daran zurückdenken, wie ich vor 4 Jahren nach Deutschland geflogen bin und der Flug 18 Stunden dauerte. Ich war so nervös! Ich war das einzige asiatische Mädchen, das im Flugzeug saß und ich war noch nicht in der Lage Deutsch zu sprechen. Ich hatte keine Ahnung worüber die Leute neben mir redeten. Alle sahen sehr anders aus, die Leute waren so groß, hatten blaue Augen und blonde Haare. Als ich in Hamburg landete, holte meine Gastfamilie mich am Flughafen ab.
Ich komme aus Indonesien. Indonesien besteht aus mehr als 17.500 Inseln und bietet traumhafte Strände, beeindruckende Landschaften, faszinierende Unterwasserwelten und kulturelle Vielfalt. Mit 250 Millionen Einwohnern liegt Indonesien in der Liste der bevölkerungsreichsten Staaten auf Platz 4. Mehr als die Hälfte der Einwohner lebt auf der Insel Java. In Indonesien leben insgesamt fast 360 verschiedene Völker, von denen die meisten malaiischer Herkunft sind. Erst gegen Ende der niederländischen Kolonialzeit wurde die Bezeichnung „Indonesier‘‘ gegenüber der bis dahin üblichen eigenen Stammesbezeichnung bevorzugt.
Jakarta ist die Hauptstadt der Republik Indonesien und Indonesien besteht aus 5 Hauptinseln, heißen Sumatra, Java, Borneo (indonesisch Kalimantan), Sulawesi und Papua. Ich bin ursprünglich aus Medan, der Hauptstadt von Nord-Sumatra und mein Clan heißt Karonese. Unsere Sprache wird nur von ca. 500.000 Leute gesprochen und wenn ich mich auf Karonese mit jemandem der aus Sulawesi unterhalte, werden wir uns nicht verstehen. Das indonesische Sprachengewirr besteht aus rund 250 unterschiedlichen Regionalsprachen und etwa noch einmal so vielen Dialekten. Um eine einheitliche Kommunikation zu ermöglichen, wurde nach der Unabhängigkeit die offizielle Amtssprache Bahasa Indonesia eingeführt.
An meinem ersten Tag in Deutschland kamen wir vom Flughafen nach Hause und meine Gasteltern zeigten mir mein Zimmer. Es gefiel mir sehr gut. Neben der Tür stand ein Regal mit vielen Büchern darauf. Die Mutter lieh mir viele Bücher aus damit ich auch die Sprache lernen konnte. Das waren vor allem englische Bücher, weil ich am Anfang kein Deutsch konnte. Ich räumte meine Sachen auf und legte mich auf das Bett. Mir war ziemlich kalt obwohl die Temperatur 16 Grad war. Die Temperaturen in Indonesien liegen ganzjährig zwischen 25 – 30 Grad. Das Klima in Indonesien ist tropisch und verfügt über zwei Jahreszeiten: Regen- und Trockenzeit. Dann ist theoretisch Trockenzeit (wobei man mit dem Beginn der Regenzeit schon gegen Ende September rechnen muss).
Am ersten Abend rief mich mein Gastvater, dass das Abendessen schon fertig war. Es war ganz neu und anders für mich. Es gab meistens Semmeln, Butter, Salami, Käse, und Schinken. Die indonesische Küche ist sehr vielfältig. Viele Inseln haben ihre eigenen Rezepte, die mit spezifischen Gewürzen zubereitet werden. So sind die Speisen auf Sumatera meist viel schärfer als auf Java. Die Gerichte im Osten Javas sind in der Regel etwas süßer im Geschmack. Fast immer wird Reis (Nasi) als Hauptgericht gereicht, seltener Nudeln (Bami). Dazu gibt ein suppenartiges Gemüsegericht (Sayur) und ein Fleischgericht. Schweinefleisch wird in dem überwiegend islamischen Land nur in hinduistischen und christlichen Gegenden gegessen, Fisch und Huhn sind sehr häufig. Rindfleisch ist relativ selten, da es teuer oder (auf Bali) nicht gestattet ist. Wir gingen danach ins Bett und ich hatte natürlich immer noch Jetlag.
Ein neuer Tag in Deutschland. Am Sonntagmorgen ging ich in die Kirche und mein Gastvater begleitete mich. Obwohl meine Gastfamilie nicht gläubig ist, waren sie sehr tolerant und haben mich und meine christliche Religion trotzdem immer toleriert. Die Religionen in Indonesien sind definitiv genauso vielfältig wie alles andere in diesem Land.
Muslime stellen den größten Anteil in der Bevölkerung des Landes. 86 Prozent der Menschen bekennen sich zum Islam. Die Christen bilden eine Minderheit von etwas mehr als acht Prozent. Genauso wie meine ganze Familie, bin ich auch christlich. Es folgen Hindus und Buddhisten. Eine Sonderstellung unter den Religionen Indonesiens nehmen die Balinesen für sich in Anspruch. Ihre Huldigung der Götter ist überaus farbenfroh und lehnt sich an den Hinduismus an. Die Verehrung der Ahnen und der Natur nimmt einen breiten Raum auf Bali ein.
Nachdem wir von der Kirche zurückkamen, übte ich Auto zu fahren. Mein Gastvater war dabei und ich war sehr nervös, da In Indonesien Linksverkehr besteht. Wir probierten auch öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Er zeigte mir und erklärte mir viel. Das war am Anfang für mich sehr kompliziert, weil es in meiner Stadt (Medan) keine U-Bahn, Tram, oder viele Busse gibt. Mit der Zeit gewöhnte ich mich daran.
Der Frühling ist wieder da! Die Blumen bringen unser Herz zum Blühen, die Vögel singen glücklicherweise für uns, und die Sonne kommt oft um uns zu begrüßen. Ich muss daran denken, dass ich seit 4 Jahren in Deutschland bin, viele Erfahrungen sammelte, mich mit vielen neuen Leute traf, die neue Sprache und Kultur kennenlernte, und sich mein Leben veränderte. Indonesien ist immer in meinem Herz und ich vermisse es sehr, aber ich bin auch glücklich in Deutschland zu leben.
Der Frühling ist wieder da! Alles erwacht zu neuem Leben und wenn dann noch die Sonne scheint – lachen auch die Menschen wieder.