Wie ist es, Erzieherin zu sein?

In unserer neuen Reihe erzählen uns Clubbesucher*innen aus ihrem Berufsalltag. Heute gibt uns Barbara einen Einblick in ihre Arbeit als Erzieherin.

Was machst du beruflich? Seit wann übst du diesen Beruf aus?

Ich bin Erzieherin und Leitung in einer “Eltern Kind Initiative” Kinderkrippe. Seit September 2015 arbeite ich als Gruppenleiterin und seit April 2019 als Gruppenleiterin und Einrichtungsleiterin. 

Wie bist du zu diesem Beruf gekommen?

Meine Mama war Kindergärtnerin. Daher hatte ich immer Kontakte zu Kindern gehabt. Ich wusste schon immer, dass ich auch mit Kindern arbeiten möchte. 

Wie sieht dein normaler Arbeitstag aus?

Mein normaler Arbeitstag? Schwer zu sagen. Ich habe entspannte Tage und ich habe auch sehr stressige Tage. Ich fange zwischen 7 und 8 Uhr an zu arbeiten. Die Kinder werden bis 8:30 in die Krippe gebracht und eine Kollegin von mir bereitet in der Zeit Frühstück vor. Wir haben unsere Tagesabläufe, an die wir uns halten müssen, wie z.B. Morgenkreis, wo wir die Kinder begrüßen und Lieder singen oder Fingerspiele machen. Danach gibt es Freispielzeit (9:30-11:00). In dieser Zeit gehen wir entweder raus zum Spielplatz oder in unseren Garten oder basteln wir etwas. Es gibt aber auch Tage, an denen Kinder einfach spielen können – wir stören nicht, sondern begleiten sie, falls wir gebraucht werden. In der Zwischenzeit werden die Kinder gewickelt, je nach Bedarf. Um 11:30 gibt es Mittagessen, danach werden die Kinder für Mittagsschlaf vorbereitet. Danach wird wieder gespielt und die Kinder werden ab 14:00 Uhr abgeholt. Ab und zu nachmittags – wenn alle Kinder weg sind – oder 1-2 mal vormittags – wenn nicht alle Kinder da sind – habe ich Zeit ins Büro zu gehen und mich mit der Büroarbeit zu beschäftigen. Wenn viele Sachen anstehen, mache ich Überstunden, aber das versuche ich zu vermeiden. Mein Arbeitstag endet zwischen 16 bis 17 Uhr. 

Welche Aufgaben musst du noch in der Arbeit erledigen, die man normalerweise nicht mit deinem Beruf verknüpft?

Hm. Das ist eine gute Frage. Ich muss halt an alles denken. Als Leitung gehört das doch zu meinen Aufgaben, wie z.B. Dienstplan erstellen, Besichtigungstermine ausmachen, E-Mails schreiben, Verträge unterschreiben, Eingewöhnungsphasen einplanen und durchführen, Elterngespräche führen. Ich muss auch in regelmäßigen Abständen prüfen, ob wir alles haben (Windeln, Bastelmaterialien) und wenn nicht, es dann zu besorgen.

Was gefällt dir am besten in deinem Beruf?

Die Liebe, die ich von den Kindern bekomme. Dass sie so gerne kuscheln und viel lächeln. 

Was findest du anstrengend in deinem Beruf?

Die Eingewöhnung finde ich super anstrengend. Es sind Tage, an denen die neuen Kinder viel weinen. Dann ist man den ganzen Tag nur am Singen und Reden und Beruhigen. Da tut man alles, damit es dem Kind gut geht. Was da auch noch so anstrengend ist: Da sind ja die anderen zehn Kinder auch noch drum rum, die sich dann eventuell anstecken lassen mitweinen oder einfach einen schlechten Tag haben. Oder sie hören gar nicht auf uns. Und für mich ist es manchmal zu viel, 100% im Gruppenraum zu sein und da alles organisieren und dann 100% im Büro zu sein. Manchmal bin ich einfach nur müde und hab das Gefühl, dass mein Kopf explodiert. 

Findest du, dass du gut und ausreichend für deine Arbeit verdienst?

Ich finde, dass Erzieher:innen oder Kinderpfleger:innen nicht gut bezahlt sind. Wenn man überlegt, was für eine Verantwortung wir haben, ist es nicht genug. Ich persönlich fühle mich auch nicht gut bezahlt. Dafür, dass ich Gruppenleitung und Einrichtungsleitung bin, bekomme ich viel zu wenig. Unser Team besteht aus drei Kinderpflegerinnen, einer Berufspraktikantin und aus drei Erzieherinnen. Wir haben zwei Gruppen mit jeweils maximal 13 Kindern. 

Würdest du deinen Job wechseln, wenn du eine Chance dafür hättest?

Nein. Ich glaube, ich könnte ich nichts Anderes machen. Auch wenn ich viel am meckern oder beschweren bin, könnte ich meinen Job nicht aufgeben. 

Was wünschst du dir für dein berufliches Leben in der Zukunft?

Mehr Gehalt, mehr Dankbarkeit und mehr Respekt von den Eltern. 

Das Interview führte Agnieszka Biernacka. 

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