Wie es ist, als Fehleranalyst in der Automobilbranche zu arbeiten

Von Sarujan Thangarajah

In unserer Reihe erzählen Clubbesucher:innen aus ihrem Berufsalltag. Heute berichtet uns Saru von seiner Arbeit als Fehleranalyst in der Automobilbranche in München. 

Lieber Saru, schön, dass du dir die Zeit genommen hast, uns heute von deinem Arbeitsalltag zu erzählen. Was genau machst du beruflich?

Ich bin Fehleranalyst für Level 2 Fahrerassistenzsysteme, also Teilautonomes Fahren. Teilautomatisierte Fahrzeuge sind Autos, die automatisch bremsen, beschleunigen und auch in gewissen Fällen das Steuer übernehmen können. Der Fahrer muss aber immer in der Lage sein, selbst das Steuer zu übernehmen.

Ein Beispiel wäre dabei der Spurwechselassistent. Der normale Prozess sieht folgendermaßen aus: Der Fahrer schaut in den Spiegel und überprüft die Spur, in die er wechseln will und wenn alles frei ist, lenkt er in die entsprechende Spur. Teilautomatisiert, also teilweise selbstständig, würde das Fahrzeug die Spur, in die der Fahrer wechseln will, über Kameras und Abstandsfühler selbstständig überprüfen und dann auch selbstständig ohne den Fahrer in die entsprechende Spur lenken.

Bei so einem Vorgang kann es an verschiedenen Punkten vorkommen, dass etwas nicht nach Plan läuft, dass  z.B. die Kameras nicht funktionieren oder die Spur, in die der Fahrer wechseln will, blockiert ist, wenn z.B. ein anderes Auto neben ihm fährt. 

Und da komme ich dann ins Spiel. Es werden dann an den Hardware-Prüfstanden, genannt HiL (Hardware-in-Loop), diese Ereignisse getestet werden, wo z.B. die Kameras oder andere Bauteile nicht funktionieren. Ich prüfe dann, ob die Software von der Fahrerassistenz auf den Fehler reagiert und dann in dem Fall, wenn die Kameras nicht funktionieren, abschaltet und dem Fahrer mitteilt, dass er nun aufmerksam fahren soll, bzw. dass die Fahrerassistenz nicht verfügbar ist.

Wow, das klingt sehr spannend! Wie bist du denn zu diesem Beruf gekommen?

Ich habe nach meiner Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker bei den Emissionsprüfständen gearbeitet, habe mich aber mit der Zeit sehr gelangweilt – so sehr, dass ich dann an einen „Bore-Out“ erlitt. Eines Tages hab ich aber gemerkt, dass ich einen Schlussstrich ziehen musste und habe angefangen mich für eine neue Stelle zu bewerben, vorzugsweise im Bereich Autonomes Fahren. Ursprünglich habe ich mich als Kfz-Mechatroniker beworben, aber als ich von meinen analytischen Fähigkeiten, meiner Auffassungsgabe und meiner Weiterbildung zum Techniker erzählt habe, hat die Recruiterin mich dem entsprechenden Projektleiter des sogenannten FAS-Testhaus vorgestellt. FAS ist die Abkürzung für Fahrer Assistenz Systeme. Das Überraschende für mich war, dass sie mich für ein Ingenieursjob vorgestellt hat. Ich konnte, ohne Studium, mit meinem Fachwissen punkten und bin dann dort gelandet.

Was für eine glückliche Fügung! Ich nehme an, der Bore-Out ist damit Geschichte?  Wie sieht denn nun dein normaler Arbeitstag aus?

Als Erstes bediene ich mich am berüchtigten Obstkorb mit Obst und Nüssen, um mich durch den Tag mit Energie zu versorgen. Anschließend erstelle ich für das Team und meinen Chef eine Liste mit den Tests, die noch analysiert werden müssen. Danach analysiere ich den restlichen Tag Fahrerassistenzsysteme, für die ich verantwortlich bin. Zu meinen Aufgaben gehört es auch, mich mit den Funktionsverantwortlichen und Funktionsentwicklern bei Problemen, die bei der Testdurchführung auftraten, abzusprechen. So können wir schnell vor einer Deadline eine Lösung finden oder beispielsweise herausfinden, ob ein Softwarefehler vorliegt.

Welche Aufgaben haben dich selbst überrascht? Welche Tätigkeiten hättest du nicht in deinem Berufsalltag erwartet, bevor du die Ausbildung angefangen hast?

Naja, dass ich ohne Studium in einem Ingenieursjob lande hätte ich tatsächlich nicht erwartet. Aber ist schwer zu sagen, da mir bis zu meiner Ausbildung und auch während der Ausbildung nicht ganz klar war, was ich beruflich machen möchte. Ich wusste nur, das ich in die Forschung und Entwicklung möchte.

Du wirkst sehr zufrieden mit deiner jetzigen Tätigkeit. Was gefällt dir am besten in deinem Beruf?

Dass ich jeden Tag etwas Neues lerne und meine Fähigkeiten richtig ausgelastet werden. Und der Kontakt zu meinen Kolleg:innen und Vorgesetzten. Ja, ich hätte auch nie gedacht, dass man sich mit Vorgesetzten gut versteht.

Und was findest du anstrengend an deinem Job?

Wenn sich die Deadline nähert und ich für meine Probleme keine Lösung gefunden habe oder noch auf wichtige Ergebnisse warten muss. Ärgerlich ist es auch, wenn sich für die hartnäckigsten Probleme am Ende die einfachsten Lösungen finden, da ich mir dann denke, wieso ich die Aufgabe nicht früher hätte beenden können.

Stellt sich für dich trotzdem manchmal die Frage, den Job zu wechseln? 

Ja, tatsächlich. Ich überlege seit einiger Zeit eines Tages, nachdem ich genügend Lebens- und Berufserfahrung gesammelt habe, mich Richtung Personalentwicklung zu entwickeln.

Das sind interessante Pläne. Was wünschst du dir allgemein für dein berufliches Leben in der Zukunft?

Vor dem ClubIn und dem Job, den ich jetzt habe, hatte ich tatsächlich eine große Karriere im Sinn gehabt. Aber seitdem hat sich bei mir auch sehr viel geändert und mein Fokus hat sich mehr auf mein Privatleben gerichtet. Seit dem lasse mich quasi vom (Berufs-)Leben treiben, bleibe offen und wissbegierig, nach dem Motto „Let it be“.

Ein guter Vorsatz! Vielen Dank für deine Zeit, lieber Saru, und alles Gute für deine berufliche und private Zukunft!

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