Von Vivana Marlene Govea
In Mexiko hat jede Region ihre eigenen Bräuche. Aber wenn es eine Tradition gibt, die wir in jeder von ihnen finden, ist es ohne Zweifel die Feier des Tages der Toten, ein besonderes Fest, das die Toten ehrt.
Es wird zwei Tage lang gefeiert: Am 1. November treffen die Seelen der Kinder ein und am 2. November treffen die Seelen Erwachsenen ein. Die Ursprünge dieser Tradition reichen in die Zeit der Ureinwohner Mesoamerikas zurück, wie der Azteken, Mayas, Purepechas, Nahuas und Totonacas. Die Rituale wurden von diesen Zivilisationen mindestens in den letzten 3.000 Jahren durchgeführt. Heute enthält diese Tradition auch Elemente des Katholizismus und sogar moderne Einflüsse. Der Tod ist in allen Kulturen ein Ereignis, das zum Nachdenken, und zur Suche nach Antworten einlädt, was Angst, Bewunderung und Unsicherheit verursacht. Die vorspanischen Kulturen teilten die Überzeugung, dass es eine lebendige und unsterbliche Einheit gibt, die dem Menschen das Bewusstsein gibt. Und sie glaubten, dass der Mensch nach dem Tod seinen Weg in die Welt der Toten fortsetzt, wo er immer noch Utensilien, Werkzeuge und Lebensmittel benötigt.
Der Altar
Ende Oktober werden die Altäre aufgebaut. Dabei handelt es sich um einen reich geschmückten Totenaltar, auf dem der Gast aus dem Jenseits alles findet, was er zur Stärkung nach seiner langen Reise benötigt.Die Altäre haben Ebenen, und je nach familiären Gepflogenheiten werden zwei, drei oder sieben Ebenen verwendet.
Die heute gebräuchlichsten zweistufigen Altäre repräsentieren die Trennung von Himmel und Erde. Der traditionelle Altar ist auf sieben Ebenen aufgebaut, der die Ebenen darstellt, die die Seele durchlaufen muss, um den Ort ihrer spirituellen Ruhe zu erreichen. Jede Stufe ist mit Tischdecken und Bananenblättern bedeckt. Jede Stufe hat eine andere Bedeutung:
An höchster Stelle steht das Bild des Heiligen der Familie; die zweite ist für die Seelen des Fegefeuers bestimmt; das Salz wird in die dritte Stufe gegeben, ein Symbol der Reinigung. Auf der vierten Stufe liegt das Brot. Dieses repräsentiert einerseits das Kreuz Christi. Auf der anderen Seite stellen die Streifen auf der Brotrinde die Knochen dar und der Sesam steht für, die Tränen der Seelen, die keine Ruhe gefunden haben. Auf der fünften Stufe werden die vom Verstorbenen bevorzugten Früchte und Gerichte platziert; auf der sechsten die Fotografien des Verstorbenen, dem der Altar gewidmet ist, und schließlich auf der siebten im Kontakt mit der Erde ein Kreuz aus Blumen, Samen oder Früchten.
Jedes auf dem Altar platzierte Element hat seine eigene Bedeutung und Wichtigkeit. Es gibt immer Wasser weil es die Quelle des Lebens ist, da es notwendig ist um den Durst des Besuchers nach seiner langen Reise zu löschen. Kopal (Die Bezeichnung steht in der Aztekensprache aber auch für Weihrauch. Die Mayas bezeichneten Kopal als „Pom“, was so viel wie „Gehirn des Himmels“ heißt) stellt die Reinigung der Seele dar, und es ist ihr Aroma, das die Verstorbenen zu ihrem Alter führen kann. Der Bogen aus Schilf und mit Blumen geschmückt befindet sich über der ersten Ebene des Altars und symbolisiert die Tür, die die Welt der Toten verbindet. Es gilt als die achte Stufe, die befolgt werden muss, um den Mictlan (Das ist in der aztekischen Mythologie die Bezeichnung für die Unterwelt und den Ort des Todes) zu erreichen.
Durch das Licht der Kerzen ist das Feuer gegenwärtig, das den Seelen angeboten wird, um ihren Weg zurück zu ihrem Wohnort beleuchten. Es ist üblich, vier Kerzen zu platzieren, die ein Kreuz und die Kardinalpunkte repräsentieren, aber in einigen Gemeinden stellt jede Kerze je einen Verstorbenen dar, sodass die Anzahl der Kerzen von den Seelen der Toten der Familie abhängt.
Die Cempasúchitl-Blume, die Wolke und der Putenschleim sind die Blumen, die die Opfergaben und Friedhöfe schmücken. Die Schädel aus Zucker, Schokolade und Amaranth sowie andere Süßigkeiten spielen auf den Tod an und machen sich irgendwie darüber lustig, wobei es üblich ist, den Namen des Verstorbenen auf die Stirn zu schreiben. Es ist auch üblich, eine Skulptur des Hundes Xoloizcuintle zu platzieren, der den Seelen hilft, den Fluss Chiconauhuapan zu passieren, um den Mictlan zu erreichen. Darüber hinaus steht der Hund auch für die Freude verstorbener Kinder.
Die Feierlichkeiten zum Tag der Toten variieren von Region zu Region, von Stadt zu Stadt, aber sie alle haben ein gemeinsames Prinzip: Die Familie versammelt sich, um die Seelen willkommen zu heißen, die Altäre und Opfergaben zu platzieren, den Friedhof zu besuchen und die Gräber zu ordnen. Sie besuchen religiöse Ämter, verabschieden sich von Besuchern und setzen sich an den Tisch, um das Essen zu teilen. Wenn wir am 3. November den Altar aufräumen, hat das Essen sein Aroma und seinen Geschmack verloren, weil die Toten – so glauben wir – es am 1. und 2. November aufgegessen haben.