Wo gehöre ich hin?

Von Carla Sola
La Guadeloupe gehört zu Frankreich, Paris gehört zu Frankreich aber München gehört zu Deutschland. An diesen drei Orten habe ich gewohnt. Aber wohin gehöre ich jetzt? 

2018- 2019: Au-Pair Jahr in Höhenkirchen-Siegertsbrunn – einem Vorort von München. 
Ich war 19 und bin in der Uni durchgefallen. Danach wusste ich nicht, was ich machen sollte. Dann kam mir diese eine Idee: “Vati, ich fliege für ein Jahr nach Deutschland, um dort als Au-Pair-Mädchen zu arbeiten“ – “Ich bin dagegen, Carla bleibt in der Uni! Du musst studieren!”. Aber dennoch bin ich geflogen… Au revoir la France, Paris… Guten Morgen Deutschland, München!

Reisen können uns wachsen lassen, das wissen wir schon. Aber wirklich nachvollziehen kann man es erst, wenn man es selbst erlebt hat. Dieses Jahr hat mich so verändert… so wie ich es nie erwartet hätte. Meine Gastfamilie habe ich, wie viele Au-Pair-Mädchen und -Jungen, online gefunden. Es gab zwei Kinder, sie schienen sehr nett zu sein, waren aber auch anstrengend. Ich werde mein Jahr in drei Wörter beschreiben: Schwierigkeiten, Ziele, Freundschaft (ok… vier): CLUBIN! 

Die Schwierigkeiten ereigneten sich am Anfang der Geschichte. So viele junge Frauen (und Männer!) haben den Kopf voller Träume „Ich werde Au Pair-Mädchen! Die Familie sieht sympathisch aus!! Ich kann es kaum erwarten! Ich freu mich soooo !“ und ja zu all diesen jungen Leuten sage ich: JA! Wir sind jung und haben das Recht zu träumen, aber „jung“ bedeutet auch, dass wir noch in der Entwicklung stecken. Die Beziehung mit der Gastfamilie, die Anpassung an eine neue Kultur, die neue Sprache und manchmal … ja, da kommt unser Feind… Das Heimweh! Es gibt oft Momente wo ein Au Pair weint und sich fragt „Was mache ich hier? Warum bin ich hier und nicht zu Hause?“. Zu all diesen Au Pairs will ich sagen: „Ihr seid nicht alleine!“. 

Dann kommt das Ziel. „Warum bin ich in Deutschland?“

Mir war von Anfang an klar, dass ich mein Deutsch verbessern wollte und sagte das auch zu meinem Vater: „Vati, Ich fliege nach Deutschland, damit Ich mein Deutsch verbessern kann! Ich werde die C1-Prüfung bestehen“. Viele von meinen Freundinnen, die ich während meines Au Pair Jahres kennen gelernt habe, wollten auch ihre Sprachkenntnisse verbessern. Das war für mich der Grund auch in schwierigen Situationen standhaft zu bleiben und in Deutschland mein Vorhaben weiterzuverfolgen. „Carla warum bist du hier?“ „Um die DSH-Prüfung zu bestehen.“ „Und was machst du, wenn du es nicht schaffst?“ „Ich bleibe in Deutschland bis ich die Prüfung schaffe!“ Wie Goethe (der die Französische Revolution nicht mochte) gesagt hat: „Lieber eine Ungerechtigkeit begehen als Unordnung ertragen“. Es klingt vielleicht ein bisschen zu hart für euch aber für mich ist auch die deutsche Strenge eine Kraft. Sie ist eine Eigenschaft, die für mich typisch deutsch ist und die ich wirklich lernen wollte. Es war für mich am Anfang schwer, die Straße bei rot nicht zu überqueren. Aber ich habe mich daran gewöhnt. Doch jetzt, da ich wieder in Paris bin, ist es mir unmöglich geworden, immer zu warten bis es grün ist. Haha, tut mir leid, Deutschland! Deutschland hat mir die Kraft gegeben, um mich selbst zu übertreffen. Und dafür bin ich dankbar, weil nur 10 Monaten später, habe ich die DSH-Prüfung bestanden. Nein, Richard Porson hatte nicht Recht mit seinem „Life is too short to learn german“. Denn ich habe es geschafft! Allerdings ist mir aufgefallen, dass die deutsche Sprache sehr wortreich ist und es ist wirklich interessant zu entdecken, dass viele Wörter im Französischen so nicht existieren. 

    Ok, genug sprachwissenschaftliches Blabla, reden wir jetzt über den spannendsten Teil: Die Freundschaft!!! Beginnen möchte ich mit einem „Vielen Dank“. Merci! Danke, dass es ClubIn gibt… 

Hier habe ich tolle Leute getroffen und richtige Freude gefunden. Trost bekommen, wenn es mir schlecht ging, und im Allgemeinen habe ich unvergessliche Erinnerungen erhalten. Ich kann euch nicht vergessen, ihr seid ein Teil von meiner Geschichte. Die Stadt München ist wunderschön, es gibt so viel zu sehen, so viel zu tun. Also Liebe Au-Pair-Mädchen und Jungen geht raus, geht ins Museum, ins Kino, ins Theater und in die Oper. Geht tanzen, geht in die Berge, zum Wandern. Genießt eure Zeit an diesem wunderschönen Ort. Weil morgen kann schon alles zu Ende sein. Die Zeit vergeht viel zu schnell.

Heute bin ich zurück in Paris. Ich vermisse meine Zeit in München. Es war am Anfang schwer für mich wieder in Paris zu wohnen. Ich bin eine neue Person, und meine Familie kennt dieses neue „ich“ nicht so gut. Aber Frankreich habe ich auch echt vermisst! Ich ziehe es vor, nicht zu wählen. Deutschland? Frankreich? Jetzt gehöre ich zu beide Ländern. Und was ist mit euch? 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert