Von Bianca Bär
Wer regelmäßig im ClubIn ist, hat sie bestimmt schon kennengelernt: unsere guten Geister – das ehrenamtliche Team. Es besteht derzeit aus 10 Personen aus den unterschiedlichsten Ländern: Afghanistan, Japan, Kolumbien, Polen, Peru, Russland, Tunesien, Tadschikistan, Ukraine. Ohne sie könnte es den Club gar nicht geben. Sie heißen neue Besucher*innen in willkommen, organisieren Spielerunden, legen gute Musik auf, helfen bei Kochevents und Länderabenden, übernehmen den Getränkeverkauf, sind Ansprechpartner*innen für Problemfälle. Kurzum – sie sorgen dafür, dass der Club ein Ort ist, an dem sich jede*r wohl fühlt. Damit sie diese Aufgabe gut erfüllen können, findet jedes Jahr eine Teamfortbildung statt, an der alle ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen des ClubIn teilnehmen.
Für die diesjährige Teamfortbildung unter dem Motto „Offen für alle“ ging’s von 4. bis 6. Oktober 2019 nach Lenggries in die Jugendherberge. Herzstück der Fortbildung waren zwei Workshops mit unterschiedlichen Schwerpunkten.
Den ersten Workshop veranstalteten vier junge queere Referent*innen der LesBiSchwulen und Trans* Jugendorganisation diversity München. Mit ihrem Aufklärungsprojekt diversity@school setzen sich die Referent*innen für die Akzeptanz gegenüber verschiedenen sexuellen Orientierungen, geschlechtlichen Identitäten und
Ausprägungen des biologischen Geschlechtes ein. Die vier jungen Erwachsenen teilten ihre persönlichen Erfahrungen: Wie ist es, als homosexueller Mensch in Mitteleuropa aufzuwachsen und zu leben? Dies war für unsere Ehrenamtlichen eine besondere Erfahrung, da einige von ihnen aus Ländern stammen, in denen Homosexualität noch stärker tabuisiert bzw. bestraft wird. Und auch in Deutschland wird noch lange nicht überall offen darüber gesprochen, wenn ein Mann* einen Mann* oder eine Frau* eine Frau* liebt. Die Offenheit der Referent*innen ermutigte die Teilnehmer*innen jedoch dazu, sich aktiv am Workshop zu beteiligen, neugierige Fragen zu stellen und sich auch ihren eigenen Vorurteilen zu stellen. Zudem wurden Begrifflichkeiten geklärt: Was ist sexuelle Identität? Was ist sexuelle Orientierung? Eine weitere Übung zielte darauf ab, Klischees zu dekonstruieren: Die Teilnehmer*innen sollten anhand von Fotos feststellen, welchem biologischen Geschlecht die abgebildete Person zugehört (Mann/Frau/Inter), mit welcher Geschlechtsidentität sie sich identifiziert (cis/trans), welche sexuelle Orientierung sie hat (hetero/homo/bi/pan/a), und wie ihr äußeres Erscheinungsbild wirkt (feminin/maskulin/androgyn). Dabei wurde deutlich, wie wenig wir vom äußeren Erscheinungsbild auf die Identität und Orientierung der Person schließen können. Vielmehr ist es ungeheuer wichtig, jede Person als Individuum wahrzunehmen und nicht vorschnell in Kategorien einzuordnen.
Besonders wichtig für die Arbeit im ClubIn war der Teil des Workshops, der sich mit dem Umgang mit LGBT*IQ-Jugendlichen bzw. mit diskriminierenden Äußerungen ihnen gegenüber im offenen Betrieb beschäftigte. Die Haupt- und Ehrenamtlichen wollten beispielsweise wissen, wie sich bei verhalten sollten, wenn sich andere Besucher*innen homo- oder transphob äußern. Die dabei erhaltenen Verhaltensempfehlungen dienen den Mitarbeiter*innen als wichtiges Werkzeug: so können wir ein ClubIn-Klima schaffen, in dem sich wirklich alle wohl und willkommen fühlen.
Nach der Mittagspause folgte ein Workshop von amanda – Projekt für Mädchen* und junge Frauen* zum Thema „Geschlechterrollen und Genderstereotype“. Dieser behandelte die vielfältigen Diskriminierungsmechanismen, die auch heute noch auf Mädchen* und junge Frauen* wirken – beispielweise in der Werbung oder auf dem Gehaltszettel. Insbesondere die Ehrenamtlichen aus Nicht-EU-Ländern zeigten sich überrascht darüber, dass Frauen* auch hierzulande Diskriminierungserfahrungen ausgesetzt sind, da sie im Vergleich zu Frauen* in ihren Heimatländern doch sehr viel besser gestellt seien. Im weiteren Verlauf des Workshops beschäftigten sich die Teilnehmer*innen damit, inwiefern sie selbst von gesellschaftlichen Erwartungen und Anforderungen geprägt sind und wie sie trotzdem ihren eigenen Weg finden können.
Die Teilnehmer*innen zeigten sich von den behandelten Themen nachhaltig beschäftigt und bewegt. Am Abschlusstag der Fortbildung hatten sie Zeit, die Erlebnisse des Vortags bei einem Spaziergang an der Isar zu verdauen. Nun freuen sie sich darauf, das Erlernte im ClubIn anzuwenden und den Club so zu einem noch angenehmeren Ort zu machen.