“Ich bin nicht der Deckel für deinen Topf!” – Mein Blick auf Deutschland

In diesem Artikel wird uns Jocelyn Rios ein wenig über ihre Erfahrung in Deutschland erzählen. Sie kommt ursprünglich aus Peru und wohnt seit einem Jahr in München. Zurzeit macht sie ein FSJ und unterstützt Kindern mit Behinderung in ihrem Alltag.

  1. Hattest du vor deiner Einreise in Deutschland irgendwelche Klischees im Kopf? Und was davon hast du tatsächlich am eigenen Leib erlebt?

Ich habe öfters gehört, besonders als ich noch in der Schule war, dass Deutsche sehr kalt, distanziert und zurückhaltend seien. Meine erste Erfahrung mit Deutschen war in meiner Gastfamilie als ich noch Aupair war. Die Familie war sehr nett und freundlich. Ich bin zu Beginn der Corona-Pandemie hierher  gekommen und kannte nicht viele Menschen. Deswegen war es mir sehr wichtig, dass meine Familie so offen und nett mit mir umgegangen ist. Nun habe ich einen deutschen Freund  und ich dachte, er würde gar nicht spontan sein und alles Monate im Voraus planen. Diese Vorstellungen haben aber auch nicht gestimmt, da er spontan und lustig ist.

Mein Deutsch-Lehrer in Peru meinte,  dass es hier in Deutschland eine Vielfalt von Brotsorten gebe und er diese in Peru vermisse. Es gibt hier in der Tat interessante Kombinationen von Brot mit anderem Lebensmittel. Mir gefällt besonders die Roggenbrot oder die Sorten mit Samen.

  1. Was ist Deine erste Erinnerung an Deutschland?

Als ich in Deutschland im Flughafen war, bin ich zur Toilette gegangen. Als ich meine Hände gewaschen habe, musste ich erstmal suchen, wo ich meine Hände abtrocknen kann. Es hat ein bisschen gedauert bis ich verstanden habe, dass das Papier automatisch aus dieser Box rauskommt, wenn man seine Hand darunter legt. Das war eine lustige Erfahrung für mich.

  1. Was gefällt Dir momentan in Deutschland, von der Natur, Kultur und Lebensweise her? Was findest du eher nervig? 

Mir gefällt die Sicherheit, die sich mir hier Deutschland bietet. In Lima, der Stadt wo ich gewohnt habe, muss man auf der Straße vorsichtig sein.

Mir gefällt das Recyclingsystem in Deutschland. Ich finde es ist auch gut, dass die Kinder schon mit einem solchen Bewusstsein aufwachsen. 

Mir gefällt die Natur in Deutschland. In meiner Heimatstadt Lima gibt es viel Strand und ansonsten normale Gebäude. Wiesen, Felder und Bauernhöfe mit Tieren habe ich erst hier gesehen, was mir sehr gefällt.

Mich nervt es ein bisschen, dass ich hier leiser sein muss als in Peru. Mein Freund z.B. muss mich immer wieder daran erinnern leiser zu reden, da die Nachbarn bereits am Schlafen sind. Ich darf abends auch nicht staubsaugen, da es zu laut für Nachbarn sei. 

  1. Woran musstest  Du dich in Deutschland gewöhnen?

In Deutschland haben die Geschäfte sonntags zu. Am Anfang meines Aufenthalts hier habe ich das öfters vergessen und wollte sonntags Einkaufen gehen.

In Deutschland muss man Ordnung halten und einander respektieren. z.B. wenn es hier eine Schlange gibt. Wer zuerst gekommen ist, ist auch zuerst dran. Man respektiert einander. In Peru im Gegenteil, wer eine „Abkürzung“ findet oder „schlauer“ ist – wie man dort sagt –  der darf auch zuerst dran sein. Es ist dann egal, wer vor dir da war. 

Ich muss mich hier auch an die ganze Verantwortung von Terminplanung und Papierkram gewöhnen. Das ist sehr wichtig. Wenn ich mich um mein Visum oder ähnliche Unterlagen kümmern soll, muss ich das selbst machen z.B. In Peru habe ich meine Familie als Unterstützung und Hilfe gehabt.

  1. Hast Du schon mal hier in Deutschland interkulturelle Missverständnisse erlebt?

Als ich in Peru einen Deutschkurs besucht habe, hat unser Lehrer uns gesagt, dass man in Deutschland das Toilettenpapier ins Klo werfe und ohne Schuhe im Haus laufe. Das war für uns Schülern ungewöhnlich, da wir einen separaten Mülleimer für Toilettenpapier im WC haben und mit den Schuhen Zuhause rumlaufen. In Peru wirft man das Toilettenpapier nämlich nicht ins Klo, da die Verstopfungsgefahr größer ist als hier in Deutschland oder allgemein in Europa. Ich glaube das hat etwas mit dem Kanalisationssystem zu tun. Als ich bei meiner Gastfamilie gewohnt habe, habe ich gemerkt, dass sie ziemlich oft den Müll Korb in meinem WC ausgeleert haben. Sie haben mir aber nicht gesagt wieso. Eine Freundin von mir, die auch aus Peru kommt, hat mich daran erinnert, dass ich das Toilettenpapier ruhig ins Klo werfen kann.

  1. Hast du eine Lieblings-Redewendung oder eine Phrase auf Deutsch, die du lustig findest oder die dir besonders gefällt.

„Ich bin nicht der Deckel für deinen Topf!“ 

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