Von Zaenab Karimah
„Riiing“ – zum ersten Mal klingelt mein Handy in Deutschland.
„Hallo?“ antworte ich.
Lange Pause.
„Hallo? Wer ist da?“ sage ich.
„Ähm, hallo, bin ich richtig bei Frau Karimah?“ fragt eine Stimme.
Hallo, mein Name ist Zaenab Karimah, ich komme aus Indonesien und wohne seit fast fünf Jahre in Deutschland. In diesem Artikel möchte ich von einem kulturellen Missverständnis berichten. Das Telefongespräch war nur ein Missverständnis von vielen.
Was ist an diesem Telefongespräch komisch? In Deutschland meldet sich der, der angerufen wird, mit dem Familiennamen!
Am Anfang fand ich das seltsam. Erstens habe ich eigentlich gar keinen Familiennamen. In Indonesien gibt es keine Familiennamen, sondern alle Namen werden von den Eltern ausgesucht, wie in Deutschland der Vorname. Es kann ein Name oder mehrere sein. Sie werden auf jeden Fall nicht vererbt. So haben sich meine Eltern für Zaenab Karimah als Namen entschieden. In manchen Provinzen gibt es auch den klassischen Familiennamen, zum Beispiel in Nord-Sumatra.
Also soll ich mich mit meinem „Nachnamen“ Karimah melden. Ein Name, den ich vorher fast nie ausgesprochen habe.
Zweitens, ganz unabhängig davon: Wenn mich jemand anruft, gehe ich davon aus, dass derjenige etwas von mir will. Wieso soll ich denn meinen Namen sagen, wenn ich noch nicht mal weiß, wer am anderen Ende ist?
Mit „Hallo?“ zeige ich meine Bereitschaft mit dem Anrufer zu reden. Nach einem langen Jahr habe ich mich endlich daran gewöhnt, mich mit meinem Namen zu melden. Ich verstehe auch warum: Früher hatte man in Deutschland ein Gemeinschaftstelefon, das mehrere Personen benutzten. Man sagt also den Familiennamen, um dem Anrufenden die Möglichkeit zu geben, zu prüfen, ob er oder sie bei der richtigen Person gelandet ist oder nicht. Wenn man aber schon weißt, dass man bei der richtigen Person landen wird, kann man doch meiner Meinung nach auch direkt zur Sache kommen. So geht das doch schneller!