Wie es ist, Soziale Arbeit zu studieren: Jos Erfahrung

Interview: Marilú Gasparo 

Heute unterhalten wir uns mit Jo darüber, wie es ist, Soziale Arbeit zu studieren und das Praktikum im Praxissemester im ClubIn zu machen.

Hallo Jo, vielen Dank, dass du dich bereit erklärt hast, über deine Erfahrungen an der Hochschule mit uns zu sprechen.  Meine erste Frage ist: Warum hast du dich für das Studium Soziale Arbeit entschieden? 

Eigentlich wollte ich jahrelang Lehramt studieren, aber habe dann kurz vor dem Abitur erkannt, dass mich an dem Beruf eigentlich am meisten interessierte, wie es den Schüler*innen geht und wie ich sie und ihre Familie unterstützen könnte. Darum, dieselben Unterrichtsinhalte wieder und wieder zu vermitteln, ging es mir überhaupt nicht. Bis dahin hatte ich zwar am Rande schon vom Studiengang Soziale Arbeit gehört, ihn noch nicht als  Möglichkeit für mich in Betracht gezogen. Als ich etwas mehr über die Studieninhalte und die vielfältigen Arbeitsfelder gelesen hatte, bin ich neugierig geworden.

Nach meinem Abitur in 2020 habe ich mich dann also für Soziale Arbeit beworben und wurde an der Hochschule in München angenommen. 

Möchtest du uns kurz erzählen, wie der Studiengang aufgebaut ist? 

Das Vollzeitstudium umfasst sieben Semester und das Teilzeitstudium ca. 10-14 Semester. Es gibt Wahlpflichtmodule z.B Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit, Psychologie, Rechtskurse, Erziehungswissenschaft. Diese Module müssen also besucht werden, aber innerhalb dieser lassen sich die einzelnen Kurse frei nach zeitlichen und inhaltlichen Vorlieben wählen. So konnte ich mich in den Schwerpunkten spezialisieren, die mich besonders interessieren. In den Kursen werden oft Themen besprochen wie: Wohnungsknappheit, Ressourcenknappheit, Globalisierung, Risiken für Kinder und Jugendliche in unserer gegenwärtigen Gesellschaft, Altersarmut, Digitalisierung, Globale Krisen wie die Klimakrise, Flucht- und Migrationsbewegungen, Folgen der Corona-Pandemie.

Die Herausforderungen, die uns einzeln und uns als Gesellschaft täglich betreffen, sind so zahlreich und so groß, dass ich die Hoffnung brauche, dass wir als nächste Generation von Sozialarbeiter*innen etwas Hilfreiches mit unserer Arbeit leisten können.

Ja, euch erwarten sehr sinnstiftende Tätigkeiten. In welchem Semester bist du gerade? Bist du denn bisher froh über deine Entscheidung? 

Ich bin aktuell im fünften Semester und sehr zufrieden mit meiner Studienwahl. Mir gefallen die Denk- und Arbeitsweisen in der Sozialen Arbeit und ich identifiziere mich mit den Werten, Idealen und Einstellungen die auch viele andere Sozialarbeiter*innen haben. Es ist oft inspirierend, sich am Campus an einen Tisch im Hof zu setzen und sich mit den Studis, die mir gegenüber sitzen, zu unterhalten. Die Sichtweisen und Ideen auf so viele Themen sind sehr ähnlich. 

Was mir besonders gefällt, ist, dass es in fast jedem Semester ein 100-Stunden-Praktikum gibt und ein gesamtes Praxissemester. So konnte ich die kurzen Praktika nutzen, um herauszufinden, in welchen Bereichen der Sozialen Arbeit ich später arbeiten möchte, und was mir nicht so gut gefällt. Nach dem Praxissemester wählen alle einen Qualifizierungsbereich. Aktuell stehen fünf zur Auswahl: Kindheit, Jugend und Familie; Integration und Ausgrenzung; Sozialmanagement; Bildung, Kultur und Medien und Gesundheit.

Apropos Praktikum: Du bist dabei, ein Praktikum im Club zu absolvieren. Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Praktikum im ClubIn zu machen? Wie hast du vom ClubIn erfahren? 

Von ClubIn habe ich eher zufällig erfahren. Als ich gerade dabei war, zu überlegen, wo ich mein Semesterpraktikum machen möchte, hat mir eine Freundin einen Flyer in die Hand gedrückt mit Angeboten für Frauen*, z.B. Frauen*schutzstellen in München. Ich hatte den Flyer erstmal einige Zeit in meinem Zimmer liegen und fast vergessen. Beim Aufräumen ist er mir erneut in die Hände gefallen. ClubIn stach vom Namen her sofort hervor und dann habe ich die Website von ClubIn entdeckt. Die vielen Angebote und Ausflüge, sowie der Instagramkanal, haben mir sehr gut gefallen. Ich habe mich also beworben, Alexa und Ulrike im ClubIn beim Kennenlerngespräch getroffen und bin so hierhergekommen.

Was für ein Glück für den ClubIn! Was sind nun während des Praktikums deine Aufgaben? Was hat dir bisher am meisten Spaß gemacht? Und gibt es auch etwas, das du herausfordernd findest? 

Meine Aufgaben sind sehr vielseitig und das ist genau das Richtige für mich. Ich kann Angebote mitplanen, z.B. ClubIn-Feste oder  Workshops. Dabei kann ich meine Ideen mit einbringen und z.B. auf Canva ein Poster etc. kreieren. Dann bin ich bei der Durchführung dabei, das heißt, ich bin abends im ClubIn oder am Wochenende bei Ausflügen mit dabei. Nach den Angeboten wird im Team über das Geschehene reflektiert und es werden neue Veranstaltungen geplant. Die Öffentlichkeitsarbeit, also das Bewerben von Angeboten, ist auch ein kleiner Teil meiner Aufgaben und macht mir ebenso viel Freude.

Generell habe ich hier sehr viel Spaß und eine wirklich tolle Praktikumszeit. Alexa und Ulrike haben mir von Beginn an viel Vertrauen entgegengebracht und mich an so ziemlich allem teilhaben lassen, sodass ich mich gut einbringen konnte. Ich glaube, am meisten freut es mich, zu sehen, wie durch die Clubbesucher*innen, die eher theoretische Planung und Organisation lebendig wird und wie sehr sie die Abende und Angebote genießen.

Wie schön, dass du dein Praktikum als so bereichernd wahrnimmst und mit so viel Feuereifer bei der Sache bist. Gab es denn auch mal Momente in deiner Praktikumszeit, die du als schwierig empfunden hast? 

De Gruppenausflüge können auch herausfordernd sein, denn es ist schwierig den Überblick zu behalten, wer wo ist und wie für alle unterschiedlichen Bedürfnisse und Wünsche bestmöglich gesorgt werden kann. Mir hilft es da, dass ich weiß, dass alle Clubbesucher*innen erwachsen und zu einem Teil für sich selbst verantwortlich sind. 

Die zweite größere Herausforderung, die ich nicht erwartet hatte, ist es, eine gewisse Work-Life-Balance zu finden. Es macht eben doch einen Unterschied, ob ich abends im ClubIn arbeite oder abends Freund*innen treffe. Denn obwohl ja beides Spaß macht, bin ich nach ClubIn-Abenden deutlich müder.

Was hast du Neues gelernt während deiner Praktikumszeit? Was wird dir auch in deinem zukünftigen Berufsleben nützen? 

Ich habe  gelernt, dass ich, ich selbst sein kann, weil man in der Sozialen Arbeit mit vielfältigen Menschen arbeitet und genau deshalb auch viele verschiedene Sozialarbeiter*innen benötigt werden. Es ist also völlig ok und sogar gut, wenn ich nicht sehr laut bin oder super extrovertiert wirke. Ich habe auch viel darüber gelernt, wie ich in Zukunft arbeiten will, z.B. dass ich mir gerne selbst Aufgaben setze und erledige, dass ich eigene Ideen und Projekte umsetzen möchte und gerne mit jungen Erwachsenen und Erwachsenen arbeite. Ich habe gelernt, wie wertvoll ein gutes Team ist, mit dem ich über alles reden kann. Damit bei Ideen und Problemen alle zusammen überlegen, was helfen kann. Ich weiß jetzt auch, dass ich in Zukunft kreativ sein möchte und das Wissen, das anderen helfen kann, teilen möchte. Durch die Angebote mit ClubIn, ist mir nochmal klar geworden, wie wichtig soziale Treffpunkte vor allem für bestimmte Zielgruppen sind. Ich habe gesehen, wie sehr Clubbesucher*innen von den Angeboten profitieren können. Und ich habe festgestellt, dass ich in Zukunft noch mehr über Erlebnispädagogik lernen möchte.

Wow, das ist eine ganze Menge! Vielen herzlichen Dank für diese wertvollen Einblicke in dein Studium und dein Praktikum bei ClubIn! Wir wünschen dir alles Gute für dein weiteres Studium und freuen uns, dich weiterhin als Ehrenamtliche bei ClubIn zu treffen!

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