Für mich bedeutet Weihnachten Nächstenliebe
Von Paulina Grasse
Es fängt an mit der sogenannten Johanniter-Weihnachtstrucker-Aktion, die alljährlich an meiner Grundschule sowie an meinem Gymnasium stattfindet. Mitte Dezember werden von allen Schüler:innen Grundnahrungsmittel und Hygieneprodukte gesammelt, um diese in Form von Hilfspaketen an notleidende Menschen aus Südosteuropa zu spenden. Schon als Kind war ich da mit großem Eifer dabei und bettelte, als ich noch kein eigenes Taschengeld hatte, meine Eltern an, so viel wie nur möglich an Mehl, Zucker etc. zu kaufen. Zusätzlich gab es ein Projekt, zu dem ich oft auf SuperRTL die Werbung sah. In dem Spot wurde dazu aufgerufen wurde, Spiele, Buntstifte oder Plüschtiere als Geschenk einzupacken und an arme Kinder zu spenden. Meine Eltern zweifelten immer daran, dass die Sachen denn wirklich ankämen. Ich wollte das nicht hören. Ich ging stark davon aus, dass die Geschenke tatsächlich ihr Ziel erreichen würden und wollte daher auch meinen Teil beitragen…Also nahm ich gemeinsam mit Schulfreunden Lebensmittel von unseren jeweiligen Vorräten zuhause, die wir dann heimlich an die Spendenadresse schickten.
Dann beginnt spätestens Anfang Dezember die Geschenkkaufphase. Geschenke fürs Wichteln*, für den selbstbefüllten Adventskalender für die beste Freundin und natürlich für Weihnachten. Ich fange gerne schon im November damit an, um es zu vermeiden, panisch von einem überfüllten Laden zum Nächsten rennen zu müssen, nur um dann wieder festzustellen, dass das gesuchte Produkt ausverkauft ist. Ich mache mir viele Gedanken, wie ich der Person eine Freude machen kann. Als Kind habe ich immer Sachen selbst gebastelt, z.B. meine eigene exklusive Zeitschrift geschrieben – das sogenannte „Megazin” – Bilder gemalt, Karten gestaltet, Sachen im Werkunterricht gehäkelt oder aus Ton geformt und Gutscheine für eine Umarmung oder Hilfe im Haushalt verschenkt. Das versuche ich weiterhin beizubehalten und stecke so viel Liebe wie nur möglich in die Geschenke, da es mich einfach glücklich macht, wenn ich anderen eine Freude bereiten kann. Und mit selbstgemachten Kleinigkeiten, wie Weihnachtskarten, kann man besonders gut seine Liebe zum Ausdruck bringen, sei sie von freundschaftlicher, familiärer oder romantischer Natur. Es macht mir mehr Freude, Anderen Geschenke zu besorgen, als selbst welche zu erhalten.
In den Tagen direkt vor Weihnachten wirkt die Stimmung meinem Gefühl nach allgemein entspannter und die Menschen scheinen freundlicher zueinander zu sein als sonst. Ansonsten ist die Vorweihnachtszeit allerdings eher stressig, da man den Anspruch hat, alles perfekt zu organisieren. Doch sobald es dann soweit ist, fällt der Druck ab, natürlich auch durch die Vorfreude auf den anstehenden Urlaub oder die Ferien. Auch während meiner Schulzeit war die Stimmung in der Klasse vor den Weihnachtsferien immer wunderschön. So haben wir Schüler:innen uns nach einem gemeinsam vorbereiteten Weihnachtsfrühstück immer gegenseitig umarmt und Frohe Weihnachten gewünscht – und zwar auch denjenigen, mit denen man sonst eher weniger zu tun hatte.
Spätestens an Weihnachten selbst wird mir klar, welchen Wert die Nächstenliebe an Feiertagen hat. Weihnachten verbindet uns und sorgt für eine selige, schöne Stimmung. Auch diejenigen, die kein Weihnachten feiern, können sich über wohlverdiente freie Tage – vielleicht auch gemeinsam mit der Familie – freuen. Die Zuneigung innerhalb der Familie oder des Freundeskreises spielt eine essenzielle Rolle. Oft geht vor allem der Kontakt zur Familie im Alltag unter. An Weihnachten hingegen bringt einen die Tradition dazu, bei der Familie zur Ruhe zu kommen, Kraft zu tanken und sich endlich die Zeit füreinander zu nehmen.
Deswegen liebe ich Weihnachten. Die Werte Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit finden in herrlicher weihnachtlicher Atmosphäre ihren Platz.
Natürlich sollten diese auch vor und nach Weihnachten eine Rolle spielen. Versuchen wir, so oft es geht, nach ihnen zu leben. Dabei zählt jeder kleine Schritt.
*Wichteln ist eine Tradition, bei welcher innerhalb einer Gruppe gegenseitig Kleinigkeiten verschenkt werden.
Jeder/jede zieht den Namen von jemandem, für den/die die Person dann ein Geschenk besorgen soll, wobei anonym bleiben soll, wer wen beschenkt.