Jeder, der den Club in den letzten zweieinhalb Jahren besucht hat, kennt Alexa! Alexa ist derzeit eine der Säulen des ClubIn, wo sie als Pädagogin arbeitet. Wir haben uns entschlossen, Alexa mehr über den Weg, der sie zum ClubIn geführt hat, und ihre Arbeit zu befragen.
Hallo Alexa, magst du uns etwas über deinen Hintergrund und wie du zu ClubIn gekommen bist erzählen?
Ja, ich habe eigentlich erst Freie Kunst und Fotografie an der Kunstakademie in München studiert. Bald habe ich aber bemerkt, dass das Kunst-Umfeld nicht meins war.
So habe ich gleichzeitig angefangen, Ethnologie an der LMU zu studieren. Das hat mir sehr gefallen. Ich habe gemerkt, dass ich großes Interesse an Themen wie kultureller Diversität, Migration oder Mensch-Umweltbeziehungen hatte. So habe ich beschlossen, diesen Weg weiterzugehen und die Kunstakademie hinter mir zu lassen. Ich habe weiter Ethnologie studiert und mich in dem Kontext in meinem Nebenfach auf Jura und Menschenrecht spezialisiert. Nach meinem Bachelorstudium in Ethnologie habe ich einen Master in Interkultureller Kommunikation am SDI (Internationale Hochschule) in München abgeschlossen.
Wow, ein sehr interessanter Weg! Und dann? Wie ging es weiter?
Dann habe ich angefangen, mich für Jobs zu bewerben. Ich habe am Anfang als Jobmentorin Bewerbungstraining für Frauen mit Migrationshintergrund gegeben. Durch eine Freundin habe ich dann von ClubIn erfahren. Es war eigentlich lustig, weil ich fast neben dem Club wohnte und ihn aber nicht kannte!
Als ich das Interview für die Stelle hatte und an einem Abend – es war afghanischer Länderabend – als Besucherin dabei war und die tolerante und offene Atmosphäre des ClubIn miterleben durfte, wusste ich sofort, dass ich diesen Job unbedingt haben wollte.
Glücklicherweise lief alles so, wie ich es mir gewünscht hatte und seit Januar 2022 bin ich als sozialpädagogische Mitarbeiterin im ClubIn eingestellt.
Das bedeutet, dass du sowohl im Büro als auch im offenen Treff arbeitest, richtig?
Genau, Montag bis Mittwoch arbeite ich im Büro mit Ulrike und Sergio und ich habe unterschiedliche Aufgaben, wie Programmplanung, Öffentlichkeitsarbeit, Beratungen, Bewerbungstraining, bürokratische Angelegenheiten und mehr.
Donnerstags und freitags bin ich während der Öffnungszeiten des Clubs immer dabei und koordiniere die verschiedenen Aktivitäten zusammen mit dem ehrenamtlichen Team.
Was gefällt dir an deinem Job am besten? Was würdest du gerne ändern?
Ich schätze die Kombination aus Büro und Praxis sehr. Ich halte mich für einen praktischen Typ und Büroarbeit in Vollzeit wäre nicht meins. Außerdem ist die Beziehungsarbeit mit Menschen ein wichtiger Teil meiner Arbeit.
Wenn ich darüber nachdenke, was ich gerne ändern würde, würde ich sagen, dass ich gerne in einem Team arbeiten würde, in dem außer mir noch mehr hauptamtliche Pädagog*innen im offenen Treff arbeiten. Ich denke auch, dass besonders die Zusammenarbeit mit einem männlichen Pädagogen für den ClubIn einen Mehrwert schaffen könnte, weil ich glaube, der Zugang zu und die Dynamik mit unseren männlichen Besuchern wäre dadurch eine andere.
Du hast vorhin die Beziehungsarbeit angesprochen. Ich wollte dich fragen, wie schwer es ist, bei so einer Arbeit Grenzen zu setzen. Wie gut kannst du Arbeit und Privatleben trennen?
Das ist ein wichtiges Thema für diejenigen, die wie ich viel mit Menschen arbeiten. Ich lerne immer besser damit umzugehen. Meistens kann ich meine Arbeit und mein Privatleben trennen, aber manchmal fällt es auch schwerer. Ich bin sehr sensibel für zwischenmenschliche Beziehungen, daher lassen mich Schwierigkeiten anderer Personen nicht kalt. Auf der anderen Seite ist es aber notwendig, sich Grenzen zu setzen.
Hast du eine Methode dafür?
Ich nehme mir nach einem Clubabend immer Zeit, um runterzukommen. Schreiben hilft mir am meisten. Manchmal reicht es, einfach die Gedanken über die Arbeit auf einem Blatt loszulassen. Außerdem brauche ich generell viel körperlichen Ausgleich, um mit Stress umzugehen und mache Sport, wie Fußball oder Yoga.
Ich kann mir vorstellen, wie schwer es manchmal sein kann, sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Aber wie du sagst, es ist auch wichtig!
Wie hat deine Arbeit dich verändert?
Obwohl man es vielleicht nicht merkt, bin ich manchmal privat ein eher introvertierter Typ. Es kostet mich zum Beispiel schon, erstmal Überwindung auf (neue) Leute zuzugehen und sie einfach anzusprechen, vor allem in größeren Gruppen. Das war am Anfang nicht leicht für mich, aber jetzt wird es immer leichter.
Hast du denn auch Ängste, wenn du dich auf einen Clubabend vorbereitest?
Ich würde sie nicht als Ängste bezeichnen. Sicherlich ist es manchmal eine Herausforderung zu arbeiten, wenn man einen schwierigen Tag hinter sich hat und trotzdem lächelnd und offen auf die Leute im Club zugehen sollte.
Manchmal muss man flexibel sein und bereit sein, das Programm zu ändern, wenn z. B. der organisierte Abend auf wenig Interesse stößt. Für mich als strukturierten Menschen ist das auch nicht immer einfach, aber es sind eher Sorgen als Ängste.
Hast du eine besondere Erinnerung, die mit dem Club verbunden ist und die du mitteilen möchtest?
Ich habe so viele Erinnerungen an den Club. Aber wenn ich ein Ereignis auswählen müsste, das für mich super prägend war, würde ich sagen, es war das Feedback, das ich von einer Besucherin des Clubs während eines Frauenwochenendes erhielt. Es waren zehn Frauen mit dabei, und am Ende des Wochenendes meinte eine Frau, dass sie sich, “obwohl” sie eine Frau sei, in der Lage gefühlt habe, alles zu schaffen, was sie möchte. Sie habe es das erste Mal erlebt, dass Frauen alleine und selbstständig (ohne Mann) zusammen wegfahren. Die Verwendung des Wortes „obwohl“ hat mich sehr beeindruckt, denn für Außenstehende ist es vielleicht manchmal nicht einfach die Bedeutung eines Frauenwochenendes zu verstehen, aber mir zeigt die Aussage dieser Besucherin, dass Frauen zum Teil in dem Glauben aufwachsen, dass sie bestimmte Ziele, die für Männer absolut normal sind, nicht erreichen können.
Für mich war es sehr wichtig, zum Selbstwertgefühl dieser Frau beigetragen zu haben.
Was wünschst du dir für den ClubIn und deine Arbeit?
Ich wünsche mir, dass der ClubIn weiterhin ein Ort der Toleranz und Vielfalt zugleich ist. Ich kenne keinen anderen Ort in München, an dem es einen Austausch zwischen so unterschiedlichen Menschen, mit so unterschiedlichen Hintergründen und Lebensstilen gibt.
Normalerweise bleibt man oft unter sich: unter Arbeitskolleg*innen oder Kommiliton*innen. Aber bei ClubIn ist Vielfalt Reichtum. Jeder ist willkommen, so, wie er oder sie ist!
Danke, Alexa, dass du das mit uns geteilt hast!
Wichtiger Hinweis: Wir haben dieses Interview mit Alexa bereits im Herbst 2024 geführt. Einige Wochen nach dem Gespräch haben wir erfahren, dass Alexa den ClubIn Ende Februar 2025 verlassen wird um für längere Zeit zu verreisen. Wir vom Redaktionsteam werden sie sehr vermissen, denn Alexa hat nicht nur den Offenen Treff, sondern auch unseren Blog koordiniert. Unter ihrer Leitung hat sich unser Blog und unsere Redaktionsarbeit enorm weiterentwickelt. Wir danken Alexa für die Begeisterung und den Einsatz, den sie in den ClubIn-Blog gesteckt hat. Für die strukturierten und sorgfältig vorbereiteten Redaktionstreffen, bei denen dennoch unser persönlicher Austausch und Diskussionen über Themen, die uns bewegten, nicht zu kurz kamen. Und vor allen Dingen für all den Spaß, den wir in den vergangenen drei Jahren zusammen hatten.
Gleichzeitig freuen wir uns mit Alexa über ihren Entschluss, ein neues Kapitel in ihrem Leben aufzuschlagen und wünschen ihr von ganzem Herzen alles Gute!