Interviewpartnerin: Tine arbeitet freiberuflich im DaZ Bereich und ehrenamtlich im ClubIn
Gespräch wurde durch Agnieszka Biernacka geführt
A: Ich habe gehört, dass im ClubIn ein neues Projekt startet! Könntest du unseren Leser*innen kurz erzählen, worum es dabei genau geht?
T: Gerne. Wir wollen im ClubIn Deutsch-Nachhilfeunterricht geben. Zum Einen wollen wir den Teilnehmer*innen einen Überblick darüber geben, welche Medien zum Deutschlernen es gibt und wie jede*r sie für sich individuell nutzen kann, um selbständig und flexibel – auch von Zuhause aus – Deutsch zu lernen. Es geht aber auch darum, die eigenen Sprachkenntnisse aktiv anzuwenden, mit den anderen Teilnehmer*innen ins Gespräch zu kommen.
A: An wen richtet sich das Angebot konkret? Muss ich schon ein bestimmtes Deutsch-Niveau haben, um teilnehmen zu können?
T: Da wir ein Jugendclub sind, richtet sich unser Angebot an junge Leute von 17 bis 27 Jahren. Aber es ist für alle Niveaustufen offen. Manche können gerade aus privaten oder finanziellen Gründen an keinem regulären Sprachkurs teilnehmen oder stehen noch auf der Warteliste einer Sprachschule. Einige Teilnehmer*innen haben auch schon Deutschkurse hinter sich oder besuchen gerade einen. Das Problem an den Kursen ist aber, dass dort sehr viel geballte Information auf einmal vermittelt wird. Jemand, der noch nebenbei arbeitet, fühlt sich davon leicht überfordert. Man hat nicht wirklich die Zeit oder die Motivation, sich dann allein nochmal hinzusetzen um schwierige Grammatikkapitel zu verstehen. Und deshalb kam auch die Anfrage, wie es mit Nachhilfe im ClubIn aussieht. Private Nachhilfe ist richtig teuer, und viele Au-Pairs, FSJ-ler*innen oder Sprachstudent*innen können sich das einfach nicht leisten – vor allem nicht in München. Unser Angebot hingegen ist kostenlos!
A: Oh, das ist eine große Erleichterung. Kann ich denn auch an dem Nachhilfeangebot teilnehmen, wenn ich noch gar kein Deutsch spreche?
T: Ja, es gibt einige Apps, die sich wirklich an die eigenen Bedürfnisse anpassen lassen. Für ganz blutige Anfänger*innen gibt es Apps, bei denen man erstmal viele Wörter lernt – und natürlich zuallererst das Alphabet und die Phonetik. Wie spreche ich einen Buchstaben überhaupt aus? Das ist auch von Sprache zu Sprache unterschiedlich und das muss man auch erstmal lernen. Ein spanisches “r” ist anders als ein englisches oder ein deutsches.
A: Und inwiefern bringt euer Nachhilfeprojekt die fortgeschrittenen Teilnehmer*innen weiter?
T: Das A und O ist, dass die Teilnehmer*innen Gelegenheit bekommen, selbstständig Sätze zu bilden, die sie auch wirklich im Alltag brauchen. Das fördern wir beispielsweise mithilfe von Rollenspielen. Außerdem profitieren alle davon, mit anderen Deutschlerner*innen zu kommunizieren. Teilnehmer*innen mit sehr unterschiedlichen Niveaus können viel voneinander lernen und ihren Wortschatz erweitern.
A: Und dabei merken sie auch, dass andere ähnliche Schwierigkeiten haben wie sie selbst.
T: Ja, das ist auch ein wichtiger Punkt. Außerdem glaube ich, in einem typischen Deutschkurs trauen sich viele nicht zu sagen “Ich verstehe nicht”. Oft können sie auch nicht genau ausdrücken, was sie nicht verstanden haben oder schämen sich. Bei uns sollen die Teilnehmer*innen aber das Gefühl haben, dass sie uns ohne Angst alles fragen können.Dafür sind wir da! Wir nehmen uns Zeit für sie.Wir haben nicht den Zeitdruck, der leider oft in den Deutschkursen herrscht. Außerdem versuchen wir den Teilnehmer*innen auch die Möglichkeit zu geben, sich in ihrer Muttersprache an uns zu wenden, z.B. damit wir ihnen die Regeln erklären. Ich spreche selbst viele Fremdsprachen, das ist ein klarer Vorteil.
A: Das klingt wirklich nach einem sehr angenehmen Rahmen für Deutsch-Nachhilfe. Wo und wann findet denn das Projekt statt? Und was muss ich mitbringen?
T: Immer montags von 9:30 bis 12:30 Uhr, also drei Stunden jede Woche, im ClubIn in der Friedrich-Loy-Straße 16. Natürlich es ist immer gut etwas zum Schreiben und das Handy dabei zu haben. Außerdem ist es schon mal ein guter Anfang, sich zuvor Zuhause konkrete Fragen zu überlegen. Man kann auch gerne Übungen mitbringen, die man gerade im Deutschkurs macht und nicht verstanden hat. Wir versuchen auf jede Frage gemeinsam eine Antwort zu finden.