Von Jamschid Noorzai
Es ist Dienstag. Bald ist es 17 Uhr und das Sprachcafé im Gasteig wird wie immer pünktlich anfangen. Aber dieses Mal stellt ein Mädchen vor Beginn noch einen anderen Ort vor. Mein Deutsch ist noch nicht gut genug, um alles zu verstehen. Aber ein paar Wörter fallen mir auf: „International“, „Treffpunkt“, „drei Räume“, „Kickertisch“, „Tischtennis“. Das Mädchen finde ich nett und freundlich und ihre Werbung klingt interessant. Schließlich schreibt sie auf ein weißes Papier die Adresse und legt sie auf den Tisch. Ich fotografiere den Zettel und beschließe, bei der nächsten Gelegenheit dorthin zu gehen.
Am darauffolgenden Freitag suche ich die Adresse bei Googlemaps. Der Ort ist gar nicht so leicht zu finden, diese Friedrich-Loy-Straße 16…Dort finde ich zunächst auch keine „drei Räume“, sondern ein großes Gebäude mit einer riesigen Eingangstür. Ich gehe hinein und stehe in einer Art Empfangsraum. Eine Frau sitzt dort. Sie zeigt mir mit ein paar – in meinen Ohren – undeutlichen Worten den Eingang zum ClubIn, etwa 10 Meter entfernt vom Haupteingang. Eine kleine rote Tür. Von unten höre ich Stimmen und lachende, fröhliche Menschen und Musik. Plötzlich habe ich Schiss oder sowas in der Art. Ich denke: „Ich bin ja alleine und kenne niemanden. Vielleicht wäre es besser, zusammen mit einem Freund aus meiner Heimat wiederzukommen.“ Also gehe ich nicht rein. Im Nachhinein betrachtet sind meine Gedanken allerdings totaler Quatsch.
Eine Woche später starte ich einen zweiten Anlauf zusammen mit Najmudin, meinem besten Freund. Uns erwartet eine schöne Begrüßung. Das Mädchen, das uns den Club präsentiert hat, ist auch wieder da. Die Atmosphäre ist sehr lebendig. Nach einigen Minuten stelle ich fest: wir sind nicht die einzigen neuen Besucher*innen. Die Zeit vergeht schnell, ständig stellen sich neue Leute vor. Für mich ist es sehr spannend. Eine halbe Stunde später finde ich mich in einer Pantomime-Runde wieder – mit Leuten, die ich bisher noch nie gesehen habe. Und wo ist eigentlich Najmudin? Keine Ahnung. Während des Spiels erfahre ich die Namen der anderen Besucher*innen. Wir sind bunt gemischt. Ein Junge aus dem Kosovo, ein Mädchen aus Peru, andere aus Südafrika, Kolumbien, Nepal…
Nach dem Spiel finde ich Najmudin in einem anderen Raum, er spielt UNO. Ich setze mich dazu und spiele auch eine Runde mit.
Der Abend ist legen…..warte, es kommt gleich…där.
Ich habe tierisch viel Spaß. Warum ist das so? Haben wir alle etwas gemeinsam? Ich finde ja. Die Welt ist zwar so groß, die Gesellschaft so vielfältig und ein Mensch im Vergleich ist so klein und unbedeutend. Aber was verbindet den einzelnen Menschen mit seiner Umwelt? Was verbindet uns untereinander? Wie kann man die Lücke schließen, die zwischen den einzelnen Individuen einer Gesellschaft klafft? Die Antwort ist ein Wort mit 7 Buchstaben und zwei Silben: „Kontakt“. Und meiner Meinung nach ist Kontakt nicht möglich ohne Gemeinsamkeiten. Das kann eine gemeinsame Sprache sein, ähnliche Interessen, gemeinsame Hobbies, ähnliche Erfahrungen, oder ähnliche Ziele…
Das Ambiente im ClubIn gefällt mir. Die nachfolgenden Wochen gehe ich immer öfter dorthin. Ich lerne neue Leute kennen. Und ich erlebe viele Dinge in meinem Leben zum ersten Mal mit meinen neuen Freund*innen vom ClubIn: ich spiele UNO, ich gehe in die Disco, ich chille im Englischen Garten, ich gehe zum Bowling, in den Trampolinpark, fahre zum Wandern in die Berge. Ich werde sogar zum DJ, zum Moderator – und jetzt auch noch zum Schriftsteller.