(Bitte beachtet, dass in diesem Artikel hauptsächlich erklärt wird, wie man Nouruz in Tadschikistan feiert. In verschiedenen Ländern können die Traditionen abweichen.)
Von Dil Pulotov
Nouruz (aus dem Persischen: „neuer Tag“) ist der Name des Persischen Neujahrs, das vom 21.03 (Tagundnachtgleiche) bis 24.03 gefeiert wird. Die Tage sind Feiertage. In Tadschikistan (Zentralasien) sagt man, ab diesem Tag wacht die Erde von ihrem Winterschlaf auf. In Tadschikistan werden nur Nouruz und der Tag der Unabhängigkeit groß gefeiert.
Geschichte. Nouruz als Frühlingsfest wird schon seit 1. Jahrhundert vor Christus gefeiert. In so vielen Jahren haben sich die Traditionen natürlich durch die neuen Könige, die über Persien geherrscht haben, verändert; auch durch territoriale Veränderungen und die Islamisierung Persiens. Nouruz wird zwar überwiegend von der muslimischen Bevölkerung gefeiert, aber hat mit dem Islam nichts zu tun. Nouruz ist nämlich viel älter als der Islam. Es gibt sogar Muslime, die kein Nouruz feiern, da manche Traditionen des Nouruz aus anderen älteren Religionen stammen, wie z.B. dem Zoroastrismus. Der Zoroastrismus ist eine monotheistische Religion, die zwischen 1800. und 800. Jahrhundert vor Christus im heutigen Iran entstanden ist. Sie wird immer noch von tausenden Menschen, besonders auf dem indischen Subkontinent praktiziert.
Seit 2010 ist Nouruz als Feiertag international anerkannt. Nouruz wird von mehr als 300 Mio. Menschen seit mehr als 3000 Jahren auf der Balkanhalbinsel, in der Schwarzmeerregion, im Kaukasus, in Zentralasien und im Nahen Osten gefeiert.
Traditionen. In Tadschikistan man macht am Nouruz seine Wohnung sauber, wird alte Sachen los; zieht frische, neue Kleider an, Familien versammeln sich und kochen Sumanak – „neues Gras“ (mehr dazu im nächsten Kapitel): Auf dem Tisch wird sogenanntes „7 Sin und 7 Schin“ gemacht. Das heißt 7 Speisen, die mit dem Buchstaben ‚S‘ und 7 Speisen, die mit ‚Sch‘ anfangen hergerichtet. Frauen ziehen ein traditionelles Kleid den „Atlas“ an. Ich vermute, das Wort „Atlas“ heißt Seide. Bei der Herstellung werden mehrere Farben benutzt, um ein buntes, für dieses Kleid typisches, Rautenmuster zu bekommen. Es gibt unendliche Variationen des Kleides. Wenn man genügend Geld dafür hat, lässt man sich jedes Jahr einen neuen Atlas nähen. Ansonsten zieht man einfach den alten an. In manche Regionen wird Lagerfeuer gemacht und drüber gesprungen. Das Feuer soll reinigende Wirkung haben und der Sprung ist zugleich Symbol für einen geglückten Sprung ins neue Jahr; Männer kämpfen gegeneinander bei sportlichen Wettkämpfen wie Judo oder Pferderennen.
Sumanak kocht man normalerweise mit der ganzen Familie zusammen und in großen Mengen. Man isst es nämlich nur einmal im Jahr. Natürlich mittlerweile kann man es auch auf dem Markt kaufen, aber der Prozess des Kochens ist manchmal wichtiger als das Produkt selbst. Dabei wird Weizen 3 Tage zum Aufkeimen gelassen und danach fein püriert, mit Wasser gemischt und durch das Sieb gelassen. Ins Wasser wird Pflanzen-Öl und Mehl hinzugefügt und in einem großen Topf überm Feuer gekocht. Man muss das Sumanak ständig rühren und die Frauen wechseln sich immer wieder ab. Deswegen macht es Sinn auf einmal viel und zusammen zu kochen. Es wird ca. 24 Stunden gekocht und es bringt allen Freude, mal die Nacht wach zu bleiben, besonders den Kindern. Es werden Geschichten erzählt, getanzt, gespielt usw. Es gibt bestimmte Lieder, die man während des Kochens singt und bestimmte Geschichten erzählt. Man bereitet extra ein paar saubere Steine vor und besonders die Kinder dürfen sich etwas wünschen und die Steine in den Topf reinwerfen. Das verhindert gleichzeitig, dass das Sumanak unten am Topf anbrennt. Wenn es fertiggekocht ist, isst man es abgekühlt. Der Geschmack ist unbeschreiblich. Ein feiner schoko-bitterer Geschmack. Die Konsistenz ähnelt einem mittelfesten Brei. Es wird normalerweise mit allen danach geteilt, mit Nachbarn und Verwandten.
Ich persönlich habe das Nouruz nie richtig gefeiert. Ich habe mich immer auf das Sumanak gefreut und das war es. Für mich ist neues Jahr eher Silvester. Ich glaube, es liegt daran, dass meine Mutter die russische Kultur liebgehabt hat und wir in der Familie eher Silvester groß gefeiert haben statt Nouruz. Dieses oder nächstes Jahr möchte ich aber mal selber Sumanak zu Hause kochen. Also die Daumen für mich drücken!