Von Bianca Bär
„Welche Schritte bin ich bisher in meinem Leben gegangen? Wo stehe ich jetzt? Und wie soll´s weiter gehen?“ Diesen Fragen gingen unsere Clubbesucherinnen bei unserem Orientierungswochenende auf den Grund.
Mitte Juni machte sich eine Gruppe junger Frauen auf Erkundungstour durch das eigene Leben. Ein Zuschuss der Stiftung Welten Verbinden ermöglichte das zweitägige Orientierungswochenende im ClubIn. Wie die meisten Besucher*innen des ClubIn leben die Teilnehmerinnen des Workshops erst seit Kurzem in München. Einige kamen als Au Pair nach Deutschland, andere als internationale Studentinnen. Sie hatten lange eine klare Vorstellung von ihrer Lebensplanung und haben ihre Ziele ambitioniert verfolgt. Aber die Erfahrungen, die sie hier in München gemacht haben, haben einige von ihnen in kurzer Zeit sehr verändert. So sehr, dass sie beschlossen, ihr berufliches und privates Leben anders zu gestalten als ursprünglich geplant. Das klingt vielleicht erstmal befreiend. Doch manche waren von der scheinbaren Vielfalt an Möglichkeiten auch überfordert. Eine Orientierungslosigkeit machte sich breit. Hinzu kam nach der Euphorie in den ersten Monaten im neuen Land das Gefühl, noch einen weiten Weg vor sich zu haben.
Beim Orientierungsworkshop im ClubIn ging es daher darum, mit Methoden der Biografiearbeit nach LebensMutig e.V., die eigenen Stärken und Fähigkeiten (wieder) zu entdecken. Die Beschäftigung mit der eigenen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hilft den jungen Frauen, sich selbst besser verstehen und annehmen zu können. So können sie Chancen in der Gegenwart besser erkennen, das eigene Leben jetzt und in Zukunft bewusster nach den persönlichen Vorstellungen zu gestalten und auch schwierige Phasen leichter meistern.
Zu Beginn des Workshops ließen die jungen Frauen Gegenstände, die ihnen die erste Zeit in Deutschland erleichterten, für sich sprechen: die Kette von einer Freundin aus dem Heimatland, ein Armband mit Erinnerungen an schöne Orte, ein Schlüsselbund mit Anhängern, die für geliebte Menschen stehen. Die Teilnehmerinnen stellen fest: diese Gegenstände stehen für ein soziales Netzwerk, das sie trägt – vor allem in Situationen der Unsicherheit.
Im Anschluss stellten sich die jungen Erwachsenen die Frage, was sie seit ihrer Ankunft in Deutschland Neues gelernt hatten. Eine Teilnehmerin erkannte, dass sie sich schon so gut eingelebt habe. Mittlerweile helfe sie selbst anderen Neu-Münchner*innen bei der Orientierung: „Mir war gar nicht bewusst, wie viel ich schon geschafft habe.“
Schließlich befassten sich die Clubbesucherinnen mit der Planung ihrer Zukunft. Wichtig dabei: Um den eigenen Zielen tatsächlich einen Schritt näher kommen, ist es notwendig, erstmal kleine Schritte zu planen, die sich leicht umsetzen lassen. Einige nahmen sich vor, weniger Zeit mit Sozialen Medien zu verbringen. Andere setzten die Recherche zu Berufen oder das Übersetzen wichtiger Dokumente auf ihre To-Do-Liste.
Neben den Rückblicken in die eigene Vergangenheit war für die Frauen vor allem die Begegnung mit Gleichaltrigen in ähnlichen Lebenssituationen bereichernd. „Es hat mich inspiriert, eure Geschichten zu hören. So konnte ich selbst Ideen für mein Leben sammeln“, so eine Teilnehmerin. Beim gemeinschaftlichen Essen und gemütlichen Abend am Lagerfeuer wuchs die Gruppe noch mehr zusammen. Auch Spiele wie die Bewältigung eines Parcours mit verbundenen Augen stärkten das Vertrauen untereinander. Dabei zogen die Frauen einen Vergleich zum Leben: „Manche laufen einfach mutig ihrer Zukunft entgegen und zögern nicht lange. Sie haben weniger Scheu vor Hindernissen und Problemen. Andere sind vorsichtiger und überlegen sich jeden Schritt gut.“ Nach dem Wochenende waren die Clubbesucherinnen überrascht darüber, wie gut sie einander – und auch sich selbst – in so kurzer Zeit kennengelernt haben.
Autorin: Bianca Bär
Fotos von Deyna Bobadilla
Es ist einfach toll, dass Ihr so gut organisiert seid. Danke auch für die unermüdliche Arbeit, die ihr leistet.
Lg Alisa