Die Geschichte mit dem Apfelschneider

Von Tina Nguyen

Für mich gibt es nie genug Sommerzeit und ich habe immer die nostalgische Stimmung, nachdem der Sommer München verlassen hat. Normalerweise nutze ich die letzten warmen Tage des Jahres, um in der Stadt mit einem Bubble Tea in der Hand spazieren zu gehen. Ein Mal auf dem Weg zum Bubble Tea-Laden bin ich an einem großen  Euro-Shop vorbeigelaufen , der mich an eine Geschichte erinnert hat, die ich erlebt habe, als ich noch neu Deutschland war.

Vor vier Jahren hab ich die Zusage für einen Platz in einem Jugendwohnheim bekommen. Ich erinnere mich noch genau daran, wie glücklich ich war, als ich damals nach drei Monaten in München endlich ein eigenes Zimmer zum Wohnen hatte. Deswegen hab ich mich sehr darauf gefreut, neue Sachen für mein neues Zimmer einzukaufen, neue Gläser, neue Teppiche, neue Bettwäsche, etc. Auch an einem Tag im September bin ich zum ersten Mal an einem Euro-Shop vorbeigelaufen und hab mich entschieden, hineinzugehen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich natürlich noch nicht darüber informiert, dass man solche Laden wie Euro-Shop wegen Mitarbeiterausbeutung und der umweltfeindlichen Produktion boykottieren sollte, sondern war begeistert davon, dass ich alle Sachen mit nur einem Euro kaufen konnte. Also für mich war der Euro-Shop in dieser Zeit der Hammer. Jetzt weiß ich nicht mehr genau, was ich alles an dem Tag mit fast 50 Euro gekauft habe, sondern erinnere mich nur daran, dass die meisten Sachen Küchensachen waren. Insbesondere hab ich einen Apfelschneider gekauft, weil Apfel mein Lieblingsobst ist. Als ich den Apfelschneidergekauft hab, habe ich mir gedacht, dass ich jetzt jeden Tag Äpfel essen könnte, ohne sie selbst in kleine Stückeschneiden zu müssen. Auf dem Weg nach Hause bin ich sogar an einem Supermarkt vorbeigekommen, um Äpfel zu kaufen. Gleich als ich Zuhause angekommen bin, hab ich den Apfelschneider geputzt und versucht, damit einen Apfel zu schneiden. Ich hab den Apfelschneider auf den Apfel gelegt, 1… 2… 3… und zugedrückt. Es hat nicht funktioniert. Ich hab mir gedacht, okay vielleicht war der Apfel zu hart und ich sollte mehr Kraft benutzen. 1… 2… 3… Ich hab nochmal versucht, den Apfelschneider in den Apfel zu drücken. Es hat auch nicht funktioniert.   Unzählige Male hab ich es probiert.  Nach 30 Minuten musste ich mit großer Enttäuschung akzeptieren, dass Äpfel mit meinem Apfelschneider vom Euro-Shop gar nicht geschnitten werden konnten. Danach hab ich meine Schwester angerufen und gehofft, ein bisschen Trost von ihr zu hören. Entgegen meiner Erwartung hat meine Schwester die Geschichte so witzig gefunden und sich über mich lustig gemacht. Sie sagte, „Oh meine naive kleine Schwester, wie kann man einen Apfel mit einem Schneider schneiden, der nur einen Euro kostet?  Vielleicht kannst du mit dem reife Erdbeeren oder Trauben schneiden.“  Seitdem macht sie sich immer noch über mich lustig, jedes Mal wenn wir einen Apfelschneider in der Werbung oder in irgendwelchen Filmen sehen. Persönlich esse ich seitdem ganz selten Äpfel, weil ich zu faul bin, um sie zu schneiden. 

Es war eine unglückliche Geschichte mit dem Apfelschneider, aber ich hab davon gelernt, dass es sich gar nicht lohnt, billige Produkte zu kaufen und dann sie wegschmeißen zu müssen, weil wir sie nicht wirklich benutzen können.  Besonders da Umweltschutz immer noch ein Thema ist, das weltweit mehr Beachtung bekommen sollte, versuche ich mich daher mehr für nachhaltigen Einkauf einzusetzen.

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