In unserer neuen Reihe erzählen uns Clubbesucher*innen aus ihrem Berufsalltag. Den Anfang macht PR Yang*. Sie arbeitet als Kinderkrankenpflegerin in einer Klinik in München.
Was machst du beruflich? Seit wann übst du diesen Beruf aus?
Beruflich bin ich als Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin in der pädiatrischen Infektiologie an einer Klinik in München tätig. Da ich vor kurzem meine Ausbildung abgeschlossen habe, bin ich seit Oktober 2021 zu 50% in diesem Bereich beschäftigt. Insgesamt bin ich bereits seit 3 Monaten auf dieser Station tätig, da ich bereits während meiner Ausbildung eingesetzt wurde. Derzeit befinde ich mich noch in der Einarbeitungszeit.
Wie bist du zu diesem Beruf gekommen?
Nachdem ich mein damaliges Au-pair-Programm bereits beendet hatte, machte ich ein dreimonatiges Praktikum in der Krankenpflege. Die tollen Erfahrungen während des Praktikums haben mein Interesse an einem Beruf in der Pflege geweckt. Aus diesem Grund absolviere ich ein duales Studium der Gesundheits- und Krankenpflege an der Fachhochschule in München. Mit diesem Abschluss erwirbt man den Titel des Pflegewissenschaftlers bzw. der Pflegewissenschaftlerin. Während meiner Ausbildung wurden wir immer in verschiedene Bereiche eingeteilt. Ich habe mich für die Kinderinfektiologie entschieden, weil ich auf dieser Station während meiner Ausbildung tolle Erfahrungen gemacht habe. Ich finde den Bereich sehr interessant und das Team sehr gut. Ich kann viel von meinen Kollegen und den Ärzten lernen.
Wie sieht dein normaler Arbeitstag aus?
Anders als in der Erwachsenenpflege arbeiten wir eher mit der Medikamentengabe, der Patientenbeobachtung sowie der Beratung und Schulung der Eltern. In der Kinderinfektiologie behandeln wir oft verschiedene Krankheiten wie schwere Magen-Darm-Infektionen, Lungenentzündung, Sepsis, Knocheninfektionen, Meningitis, eitrige Abszesse und andere. Auf der Station haben wir drei verschiedene Schichten. Nämlich einen Früh-, einen Spät- und einen Nachtdienst. Mein normaler Arbeitstag ist sehr abwechslungsreich, weil wir immer neue Patient:innen kennen lernen und verschiedene Krankheiten behandeln. In der Frühschicht beginnen wir zum Beispiel um 6.15 Uhr mit der Übergabe und besprechen dann, welche Patient:innen wir übernehmen wollen. Normalerweise übernehmen wir vier bis sechs Patient:innen. Wenn die Übergabe bereits erfolgt ist, bereiten wir die Medikamente vor und versorgen die Patient:innen. Nach den Behandlungen dokumentieren wir diese. Um 10 Uhr machen wir Visite mit den Ärzt:innen, dabei besprechen wir mit den Ärzt:innen den Zustand unserer Patient:innen und wie sie weiter behandelt werden. Danach machen wir eine halbe Stunde Pause. Mittags beraten, leiten und schulen wir die Eltern. Wir bringen ihnen zum Beispiel bei, wie man Inhalationen und Medikamente verabreicht, wie man Fieberkrämpfe behandelt und wie man eine Bauchfelldialyse durchführt. Kinder mit Nierenfehlbildungen erhalten in den meisten Fällen diese Therapie. In der Zwischenzeit kümmert sich eine Kollegin pro Schicht um die Organisation. Sie ist für die Aufnahme und Entlassung der Patienten zuständig. Natürlich helfen wir auch bei der Vor- und Nachbereitung. Gegen 13.30 Uhr machen wir dann Übergabe an die Spätschicht.
Welche Aufgaben musst du noch in der Arbeit erledigen, die man normalerweise nicht mit deinem Beruf verknüpft?
Wir haben das Glück, eine gute Stationshilfe zu haben, die uns sehr gut unterstützt. So können wir uns sehr gut auf unsere Aufgabe konzentrieren. Andere Aufgaben, wie die Essensausgabe und das Aufräumen, sich um das Bettzeug der Patient:innen zu kümmern, sowie die Schränke aufzufüllen und aufzuräumen, werden von unserer Stationsassistentin erledigt.
Was gefällt dir am besten in deinem Beruf?
Dass dieser Beruf sehr vielfältig ist. Wir können verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen kennenlernen. Ich finde es immer sehr schön, eine Beziehung zu Kindern aufzubauen, ihnen und ihren Eltern Geborgenheit zu geben. Es ist ein wunderbares Gefühl, Anderen zu helfen. In diesem Bereich können wir auch unsere kommunikativen und sozialen Fähigkeiten weiterentwickeln. Außerdem lernen wir immer etwas Neues über die medizinische und pflegerische Versorgung. Dieses Wissen kann ich für meinen Alltag gut gebrauchen.
Was findest du anstrengend in deinem Beruf?
Hier geht es um Mitgefühl. Wenn die Kinder sehr krank sind und wir nicht viel dagegen tun können. Oder wenn die Eltern seelisch sehr belastet sind. Das tut mir immer besonders leid. Trotzdem versuchen wir mit unseren erfahrenen Ärzt:innen die bestmögliche Lösung sowie Behandlung zu finden, um unseren kleinen Patienten zu helfen und die Eltern psychisch zu unterstützen.
Findest du, dass du gut und ausreichend für deine Arbeit verdienst?
Ich kann sagen, dass ich mit meinem Gehalt schon ausreichend in dieser großen Stadt leben kann, obwohl ich nur noch 50% arbeite. Ich möchte hier jedoch allgemein über die Krankenpflege sprechen. Sie tragen eine große Verantwortung und spielen eine große Rolle in der Gesellschaft. Mehr Anerkennung sollten sie verdienen.
Würdest du deinen Job wechseln, wenn du eine Chance dafür hättest?
Bisher habe ich daran noch nicht gedacht. Meine Arbeit macht mir Spaß, und ich freue mich jedes Mal nach der Arbeit, wenn ich meinen Patient:innen helfen konnte.
Was wünschst du dir für dein berufliches Leben in der Zukunft?
Krankenpflege ist ein so schöner Beruf. Eine enge Beziehung, sowohl physisch als auch psychisch, zu anderen Menschen, das bekommt man in keinem anderen Beruf. Wir arbeiten viel mit dem Herzen. Aber leider sind viele Pflegekräfte nicht zufrieden mit ihrer Arbeit. Das liegt daran, dass viele Pflegekräfte Überstunden machen müssen oder sehr schlecht bezahlt werden. Deshalb wünsche ich mir, dass die Krankenpflege in Zukunft mehr Anerkennung bekommt. Außerdem ist eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege notwendig. Denn Pflegekräfte spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung, Heilung und Erhaltung der Gesundheit von Patienten.
*Name geändert
Das Interview führte Agnieszka Biernacka.